Über den Wolken ist die Freiheit grenzenlos

Im Fallschirmspringen sah ich nie eine Beschäftigung, der man in seiner Freizeit nachgehen könnte. Ich verband damit größtenteils Fallschirmjäger bei militärischen Operationen oder Szenen aus Action Filmen, die dann später bei Galileo Fake-Check überprüft wurden.
Als mein Freund mich letztens fragte, ob wir das gemeinsam machen würden, hatte ich demnach keine Vorstellung davon. War das so wie das gemütlich aussehende Paragliding, was ich in den Alpen gesehen hatte? Ohne zu Zögern sagte ich dennoch zu und war fasziniert von der Idee.
Schließlich sah ich uns an einem Samstagmorgen an einem Flugplatz außerhalb Sao Paulos unsere Ausrüstungen anlegen. Unsere Begleitung ließ schon eine GoPro um uns kreisen und machte uns mit den Fakten vertraut. Der Absprung erfolgt aus 4.000 Höhenmetern, 40 Sekunden Freier Fall, Geschwindigkeit bis zu 200 km/h. Die Beine sollen nach hinten gerissen werden und der Kopf in den Nacken. Sonst kommt man wahrscheinlich ohne Beine unten an.
Wir sitzen auf der Ladefläche eines wackeligen Transporters, der direkt auf das Flugzeug zusteuert. Als das Gefährt zum Stehen kommt, springe ich auf den Boden und stelle mir das Gefühl vom Flugzeug aus vor. Es war so anders.

Die Schafe auf der grünen Fläche sind schon nur noch kleine Punkte, als ich aus dem Fenster des Flugzeuges schaue. Ich erkläre meinem Begleiter, davon auszugehen, dass das nicht sein erster Sprung ist. Er winkt lachend ab. Wir nehmen stetig an Höhe zu, bis wir schließlich die vereinzelten Wolken durchbrechen. Die ebene Landschaft liegt so weitläufig unter uns wie der Ozean. Ich schrecke durch ein Piep Signal auf. Mir wird meine Brille übergezogen und wir gehen nochmal den Ablauf durch. Kurz darauf wird sich gegenseitig Mut zugesprochen und die Vordersten rücken schon in Richtung Tür. Mein Mitspringer und ich, wir hängen wie zwei Kartoffelsäcke aneinander. Keine Ahnung, wie man so der Tür näher kommen soll. Unsere Vorgänger haben sich schon aus dem Flugzeug heraus gewuchtet und hängen inzwischen draußen an einer Metallstange in der Luft. Man versteht kaum mehr sein eigenes Wort. Ich habe nun die freie Sicht und unter mir befindet sich einfach Nichts. Ich mache hastig ein Kreuzzeichen. Mir ist danach irgendetwas zu singen oder eher zu brüllen. "Über den Wolken...", danke Reinhard Mey. Wir drücken uns vom Flugzeug ab und stürzen einfach in dieses Nichts. Es ist, als würde man plötzlich zu denken aufhören und als hätte man jeden Bezugspunkt verloren. Der Körper befindet sich gefühlt in einem Zustand der Schwerelosigkeit. Der Erdboden rast auf mich zu. Plötzlich gibt es einen Ruck und der Wind pfeift nicht mehr an meinen Ohren. Ich kann jetzt ganz entspannt sitzen. Der Fallschirm ist aufgezogen und wir gleiten sanft dahin. In dieser Position könnte ich ewig verweilen und über die Städte schweben. Leider oder glücklicherweise kam ich dann doch unten an. Auf eigenen Füßen zu stehen, kann ja auch ganz angenehm sein.







Kommentare

  1. Hallo Moritz! Unser Adam Josef hat auch einmal einen Tandemsprung geschenkt bekommen. Für mich wäre das nichts; schon allein der Gedanke daran erweckt in mir ein mulmiges Gefühl. Dennoch, Respekt für den Mut! Wir wünschen dir noch eine gute Zeit in Brasilien! Liebe Grüße, Heidi und Adam

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